Rituale im Unterricht: feste Strukturen für die Sekundarstufe - Unterrichtsmaterial online bei Elixier

h t t p s : / / w w w . l e h r e r - o n l i n e . d e / u n t e r r i c h t / s e k u n d a r s t u f e n / f a e c h e r u e b e r g r e i f e n d / a r t i k e l / f a / r i t u a l e - i m - u n t e r r i c h t - f e s t e - s t r u k t u r e n - f u e r - d i e - s e k u n d a r s t u f e /

Dieser Fachartikel stellt Rituale für den Unterricht vor, die je nach Bedürfnis der Klasse oder der Lehrkraft zur Begrüßung, als Auszeit zwischendurch oder auch zum Abschied eingeführt werden können, um den Lernenden der Sekundarstufen Sicherheit zu vermitteln und Stress zu vermeiden.

Anbieter:

Lehrer-Online | Eduversum GmbH, Taunusstr. 52, 65183 Wiesbaden

Autor:

Arwen Schnack

Lange Beschreibung:

Rituale werden häufig als typisches Merkmal der Elementarstufenpädagogik wahrgenommen. Mit ihnen kann die Lehrkraft bestimmte soziale Verhaltensweisen fördern, das Miteinander stärken und den Schülerinnen und Schülern im Alltag durch Routine Sicherheit vermitteln. In der Sekundarstufe können Rituale aber ebenso erfolgreich eingesetzt werden - sofern sie zur Altersgruppe passen. Wozu Rituale? Verschiedene Situationen oder Schwierigkeiten legen das Einüben eines entsprechenden Rituals nahe, zum Beispiel: zähe Reaktionen der Schülerinnen und Schüler, mangelnde Motivation und verzögerte Arbeitsabläufe fremdelndes Verhalten der Schülerinnen und Schüler untereinander, mangelndes Vertrauen Unruhe, Lärm und Ablenkungen emotionale Schwierigkeiten einzelner Schülerinnen oder Schüler, zum Beispiel Wutausbrüche oder Ängste heterogene Gruppen, beispielsweise in Integrationsklassen Diese Grundkonstellationen lassen sich in verschiedenen der hier vorgestellten Rituale bearbeiten. So kann eine anonyme Klassenatmosphäre sowohl durch Begrüßungsrituale als auch durch Spiele zwischendurch oder gemeinsames Aufräumen aufgelöst werden. Einige Beispiele dafür werden nun im Folgenden vorgestellt und erläutert: Hemmungen abbauen: begrüßen und verabschieden In einer Klasse mit Konflikten oder mangelndem Miteinander kann das Ritual zum Stundenbeginn oder zum Ende darin bestehen, dass sich die Schülerinnen und Schüler die Hand geben und mit einer bestimmten Formel begrüßen oder verabschieden. Das kann ein schlichtes "Guten Morgen!" sein oder eine Bekräftigung wie "Auf gute Zusammenarbeit!". Zum Abschied kann die Lehrkraft den Tag des nächsten Fachunterrichts ansagen, zum Beispiel "Dann sehen wir uns am Montag wieder!" und die Schülerinnen und Schüler verabschieden sich mit "Bis Montag!". Die Formel kann in der Klasse ausgehandelt werden, sollte dann aber beibehalten werden. In kleineren Klassen können sich alle Jugendlichen die Hand geben, in größeren Klassen die Sitznachbarinnen und -nachbarn vor, hinter und neben den Lernenden. Struktur geben: einsteigen und aufräumen In einer fahrigen, zu mangelnden Strukturen neigenden Gruppe, vor allem mit jüngeren Schülerinnen und Schülern und auch in Integrationsklassen, kann es eine fokussierende Wirkung haben, wenn nach der Begrüßung eine Schülerin oder ein Schüler an die Tafel geht, um Tag, Datum und Schulfach anzuschreiben. Dazu sagt sie oder er zum Beispiel: "Heute ist Dienstag, der dritte Mai, und wir haben jetzt Biologie". Wer an die Tafel kommt, entscheidet entweder die Lehrkraft spontan oder die Klasse folgt einem vorher vereinbarten Ablauf, wie zum Beispiel der Sitzreihenfolge. Zwischendurch können kleine Aufräumsequenzen die Stunde strukturieren und gleichzeitig eine kurze geistige Auszeit ermöglichen. Die Schülerinnen und Schüler heften ihre Arbeitsblätter weg, packen ihre Stifte ins Mäppchen und schauen, ob an ihrem Platz Müll liegt. Konzentration fördern: spielen, singen und lesen Spiele können zu Stundenbeginn oder zwischendurch als Pausenritual die Konzentration fördern und die Stimmung verbessern. "Galgenraten" oder eine kurze Runde "Stadt-Land-Fluss" lenken die Aufmerksamkeit nach vorn an die Tafel. "Schnick-Schnack-Schnuck/Schere-Stein-Papier" lenkt die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler aufeinander, und die Lehrkraft kann später wieder darauf Bezug nehmen. So können die Lernenden zum Beispiel in Gruppen eingeteilt werden: Die, die das Spiel gewonnen haben, und die, die verloren haben, arbeiten dann im weiteren Verlauf zusammen. Eine ähnliche Funktion wie ein kurzes Spiel als Auszeit zwischendurch kann auch ein Lied haben. Diese Option sollte allerdings nur gewählt werden, wenn alle Schülerinnen und Schüler mitsingen, beziehungsweise wenn die Lehrkraft sie dazu motivieren kann. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Stunde mit einem Auszug aus einem Jugendbuch zu beginnen (siehe Kaufhold und Kerkhoff 2012: 12) oder abzuschließen. Die Lehrkraft oder ein Lernender liest zum Beispiel die erste Seite eines Jugendromans aus der Schulbibliothek vor. Der Abschluss eines Leserituals sollte nach einer Regel immer gleich verlaufen, um einen fließenden Übergang gestalten zu können. So kann zum Beispiel eine halbe Minute Stille angeschlossen werden, bevor der eigentliche Fachunterricht beginnt oder die Klasse in die Pause geht. Aufmerksam werden: still sein Stille Auszeiten geben den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihre Gedanken kurz zu sammeln und bei sich zu sein. Je nach Klassenkonstellation können sie stärker reglementiert oder freier gestaltet werden. In einer unruhigen Klasse kann eine Schweigeminute eingeführt werden. Die Lehrkraft oder ein nach einem bestimmten Turnus ausgewählter Lernender stoppt die Zeit von einer Minute. Währenddessen wird nicht gesprochen (in disziplinierteren Klassen bewegen sich die Jugendlichen auch nicht). Wenn jemand dagegen verstößt, wird die Minute neu gestartet. In Klassen, in denen die stille Minute leichter durchzuführen ist, kann daraus eine Lausch-Minute werden (siehe Inklusion Schule Bayern: 3): Die Jugendlichen sprechen nicht und nehmen eine Minute lang alle Geräusche bewusst wahr, die sie um sich hören. Nach der Minute erzählen zwei oder drei Personen, was sie gehört haben. Die Wirkung dieses Rituals ist meditativer als die durch Disziplin gesteuerte Schweigeminute. Stress abbauen: bewegen Bewegung kann besonders nach konzentrierten Arbeitsphasen, in zappeligen Klassen und in Inklusionsklassen sehr hilfreich sein. Eine Möglichkeit, die ganz non-verbal funktioniert, ist eine Art Kofferpacken mit Bewegungen (siehe Inklusion Schule Bayern: 3): Alle sitzen im Kreis. Die erste Person macht eine Bewegung. Die zweite Person wiederholt sie und ergänzt eine weitere Bewegung. Die dritte Person wiederholt die beiden vorherigen und ergänzt wieder eine Bewegung und so weiter. Eine andere Möglichkeit ist ein verbales Spiel mit einem Ball. Wer den Ball hat, gibt einen Impuls. Dann wirft er oder sie den Ball. Die Person, die fängt, reagiert auf den Impuls, gibt dann einen neuen und wirft den Ball einer dritten Person zu. Dabei kann die Aufgabenstellung variieren, zum Beispiel: Gegensätze finden (groß-klein), ein Wort mit dem Endbuchstaben des letzten Wortes nennen (Blume-Elefant-Tag-Gras), Frage-Antwort-Spiele (Was hast du heute gegessen? - Frühstück.) oder Sätze ergänzen (Heute - habe ich - meinen besten Freund - im Fahrstuhl - getroffen.) Ruhe einkehren lassen Ruhe und Konzentration lassen sich mit ganz kurzen Ritualen fördern, die keinen zusätzlichen Einschnitt im Unterrichtsgeschehen mit sich bringen. Eine Lautstärke- oder Lärm-Ampel misst die Lautstärke im Raum und zeigt dementsprechend grünes, gelbes oder rotes Licht. Bei zu großer Unruhe deutet die Lehrkraft schweigend auf die Ampel. Die Schülerinnen und Schüler schauen nach und nach auf die Ampel, werden ruhiger und sehen, wie sich die Lautstärke nach unten korrigiert. Das schult die Selbstwahrnehmung und damit die Eigenverantwortung. Eine Möglichkeit ohne Hilfsmittel besteht darin, dass die Lehrkraft eine fest definierte Geste vorgibt, beispielsweise eine erhobene Hand oder einen Zeigefinger vor dem Mund. Die Schülerinnen und Schüler, die das mitbekommen, imitieren die Geste und sprechen dabei nicht mehr. So kehrt langsam Ruhe ein. Individuelle Rituale vereinbaren Wenn es in einer Klasse Schülerinnen oder Schüler mit besonderen Schwierigkeiten gibt, kann die Lehrkraft individuelle Rituale mit ihnen vereinbaren. Je nach Klassenkonstellation und Art der Problematik kann das vor der Klasse transparent gemacht werden oder unter vier Augen bleiben. Bei Ängsten, Wutausbrüchen oder nicht kontrollierbarem Bewegungsdrang wie Hyperaktivität kann beispielsweise vereinbart werden, dass die oder der Jugendliche die Klasse verlässt, eine Runde durch das Gebäude geht, vor der Tür zehnmal durchatmet oder etwas anderes tut, was ihr oder ihm in der Situation hilft. Wenn sich die Person besser fühlt, geht sie selbstständig zurück in die Klasse. Oft ist es eine gute Idee, auch die Rückkehr zu ritualisieren, wenn der Lernende sich nicht explizit dagegen ausspricht. So kann die Lehrkraft zum Beispiel fragen: "Geht es dir besser?" und die oder der Jugendliche antwortet kurz. So wird vermieden, dass die Rückkehr zu einem "Zurückschleichen" wird und möglicherweise angstbesetzt ist. Vor der Klasse kann so ein Ritual als selbstverständliche Problemlösungsstrategie dargestellt werden, die Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stehen, die Schwierigkeiten haben. So werden Schwierigkeiten enttabuisiert und die Extrarolle als vernünftige Maßnahme für ein funktionierendes Miteinander vermittelt. Fazit Ebenso wie alle Methoden und Lerninhalte müssen selbstverständlich auch die Rituale zur Lerngruppe passen. Sie als Lehrkraft entscheiden, welche dieser Ideen zielführend sind zur Verbesserung des Lernklimas beitragen können. Schöpfen Sie aus diesem Pool an Möglichkeiten zur Strukturierung Ihres Unterricht und ändern Sie gegebenenfalls diese Vorschläge nach Bedarf Ihrer Lerngruppe ab. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Bildungsebene:

Sekundarstufe I Sekundarstufe II

Frei zugänglich:

nein

Kostenpflichtig:

ja

Lernressourcentyp:

Arbeitsmaterial

Lizenz:

Frei nutzbares Material

Sprache:

Deutsch

Themenbereich:

Schule fachunabhängige Bildungsthemen sonstige fachunabhängige Bildungsthemen
Berufliche Bildung Berufliche Bildung allgemein Berufswahl, Berufsvorbereitung, Berufsberatung

Geeignet für:

Lehrer