Suche

Gebärdensprache DGS-Button Leichte Sprache LS-Button
Erweiterte Suche

Ariadne Pfad:

Inhalt

Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 22.09.2022:

„Der Spaß soll an erster Stelle stehen.“

Das Ada-Lovelace-Projekt setzt auf Vorbilder
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Ada-Lovelace-Projekt

Das Ada-Lovelace-Projekt (ALP) ist ein Mentorinnen-Netzwerk zur Gewinnung von Mädchen und Frauen für Naturwissenschaft und Technik in Rheinland-Pfalz. Es ist seit 1997 an fast jeder Hochschule des Landes angesiedelt. Studentinnen technisch-naturwissenschaftlicher Studiengänge und junge Frauen in technischen Ausbildungsberufen informieren, beraten und betreuen interessierte Schülerinnen. In Workshops und Arbeitsgemeinschaften arbeiten die Mentorinnen mit ihnen an technischen und naturwissenschaftlichen Aufgabenstellungen und fördern so das Selbstvertrauen der Mädchen im Umgang mit Technik und Naturwissenschaften.


Der im Juni 2022 veröffentlichte Nationale Bildungsbericht hat es jüngst wieder offen gelegt: In den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) fehlen mehr als 340.000 Fachkräfte. Die Zahl der Studienanfänger*innen in diesen Fächern ist in den vergangenen fünf Jahren von knapp 200.000 auf etwa 170.000 gesunken und auch in den MINT-Ausbildungsberufen nehmen die Engpässe zu.

Das Ada-Lovelace-Projekt
Ein Projekt, das seit nunmehr 25 Jahren Mädchen und junge Frauen an die MINT-Berufe heranführt, ist das Ada-Lovelace-Projekt in Rheinland-Pfalz. Benannt nach Ada Countess of Lovelace (1815-1852), die zu einer Zeit, in der Frauen der Zugang zu Universitäten, Akademien und deren Bibliotheken verboten war, erste Programme zur Bedienung von Rechenmaschinen schrieb.
Auf Initiative des damaligen Frauenministeriums Rheinland-Pfalz (RLP) entstand das Projekt 1997 an der Universität Koblenz-Landau und wurde bis zum Jahr 2002 auf elf Fachhochschulen und Universitäten in den Regionen Koblenz, Bingen, Worms, Trier, Kaiserslautern, Mainz und Remagen ausgeweitet. Gefördert wird es vom Europäischen Sozialfonds Plus sowie dem rheinland-pfälzischen Frauenministerium und dem Wissenschaftsministerium. Die Koordination des Gesamtprojekts erfolgt durch die Zentrale Koordinierungsstelle (ZKS), die neben der Koordination der Akteur*innen für die Öffentlichkeitsarbeit und die Einhaltung einer gemeinsamen Gesamtstrategie zuständig ist. Das Projekt wird von der Universität Koblenz-Landau unter Leitung von Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl wissenschaftlich begleitet.

Mädchen für MINT-Berufe gewinnen

Ziel des Projekts ist die Steigerung des Anteils von Frauen in naturwissenschaftlichen bzw. technischen Studiengängen und Ausbildungsberufen. Dafür werden Schülerinnen MINT-Studiengänge und Berufe vorgestellt und dazu ermutigt, diese zu wählen. Außerdem gibt es für die Schülerinnen eine Beratung zur Studien- und Berufsorientierung sowie Beratungs- und Coachingformate, die auch MINT-Studentinnen und -Nachwuchswissenschaftlerinnen offen stehen. Das Ada-Lovelace-Projekt arbeitet in Rheinland-Pfalz mit vielen Kooperationspartner*innen auf regionaler Ebene zusammen - mit über 70 Schulen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen, mit Kammern, der Agentur für Arbeit und Landesverbänden - und gestaltet MINT-Förderung bundesweit durch sein Engagement in Netzwerken und Initiativen, wie „Klischeefrei - Nationale Kooperationen zur Berufs- und Studienwahl frei von Geschlechterklischees“, mit. Auch Multiplikator*innen wie Eltern und Lehrkräfte werden einbezogen, um Schülerinnen für MINT-Fächer zu begeistern. „Das Ada-Lovelace-Projekt unterstützt Mädchen und junge Frauen dabei, sich für einen MINT-Beruf zu entscheiden und dann auch zu behaupten. Dafür stehen wir mit unserem Motto:„Was ich will, das kann ich!“, so Prof. Claudia Quaiser-Pohl.

Mentorinnen sind wichtige Vorbilder
Im Mittelpunkt stehen rund 350 MINT-Veranstaltungen jährlich - Workshops, Arbeitsgemeinschaften, Feriencamps oder Aktionstage in Schulen, Unternehmen oder auch auf Messen -, die von insgesamt 160 Mentorinnen (Studentinnen oder Auszubildende in MINT-Berufen) geleitet werden. Da die Mentorinnen nur wenig älter sind als die Schülerinnen bieten sie ihnen eine hohe Identifikationsmöglichkeit. Bei einem ersten Treffen besuchen die Mentorinnen die Schülerinnen zunächst an ihrer Schule und geben Einblick in ihre Arbeits- und Studiumswelt, um die Schülerinnen zu motivieren und das Selbstvertrauen der Mädchen im Umgang mit Naturwissenschaften und Technik zu fördern. Dabei übernehmen sie wichtige Vorbildfunktionen und können die Schülerinnen aufgrund ihrer Erfahrungen optimal über Voraussetzungen, Inhalte und Karrieremöglichkeiten ihrer Berufe informieren, beraten und begleiten. Die Mentorinnen berichten auch, wie sie zu ihrer Berufswahl gekommen sind, welche Überlegungen und Probleme ihnen eventuell zunächst im Weg standen und wie sie diese überwunden haben.

Besonderen Wert wird bei dem ersten Treffen auch auf das Setting dieser Schulbesuche gelegt: Die Mentorinnen sitzen mit den Schülerinnen im Kreis und treten mit diesen in einen Dialog. Lehrpersonen sind von den Veranstaltungen ausgeschlossen. Im Anschluss an diesen ersten Kontakt werden die Schülerinnen zu Workshops eingeladen, in denen sie ihre technischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten erproben und erweitern können. Um Hemmschwellen abzubauen und MINT-Themen greifbar und erlebbar zu machen, geht es in den Workshops darum, gemeinsam in der Gruppe und ohne Druck, Praxis-Erfahrungen zu sammeln und zu experimentieren. Der Spaß soll an erster Stelle stehen. Die Mentorinnen selbst werden vor ihrer Tätigkeit von pädagogisch geschulten Fachkräften auf ihre Aufgaben vorbereitet und erhalten kontinuierliche Weiterbildungen. „Ich habe damals als Schülerin an einem ALP-Workshop teilgenommen. Dadurch hat sich mir im jungen Alter eine mir vorher unbekannte Perspektive für eine Zukunft im MINT-Bereich eröffnet. Das Erlebnis war für mich prägend, sodass ich mich für ein Studium im Bereich Informatik entschieden habe. Diesen positiven Einfluss, den Spaß an MINT, möchte ich als Mentorin weitergeben und das schlummernde Potenzial der Mädchen hervorheben und stärken“, bekräftigt Mentorin Darja Detzel das Ziel von ALP.

Vielfältige Veranstaltungen im MINT-Bereich
Die zahlreichen Veranstaltungen decken alle MINT-Themen ab. Eins der Angebote ist zum Beispiel die Forscherinnen-Werkstatt, eine Schul-AG in Trier, die jeden Dienstag für Schülerinnen der Klassen 5 und 6 in den Schulräumen des Max-Planck-Gymnasiums stattfindet. Beim Schülerinnentag am 30. September 2022 in der technischen Universität Kaiserslautern erhalten Schülerinnen der Klassenstufen 10 bis 13 in Workshops und Vortragsveranstaltungen einen Einblick in technische und naturwissenschaftliche Fragestellungen, lernen verschiedene Studienmöglichkeiten und den Campus kennen und haben die Chance, viele Informationen rund um das Studium und das Studienleben direkt von den Studierenden zu erhalten. Daneben gibt es spezielle Projektangebote im Bereich „Diversität“, zum Beispiel für geflüchtete Mädchen und Frauen oder für hochbegabte Mädchen.

Ein besonderer Arbeitsschwerpunkt wird auf den Bereich „Digitalisierung“ und damit verbundene Kompetenzen gelegt. Seit 2004 gibt es an vier Standorten auch außerschulische Experimentierorte, sogenannte Open Roberta Coding Hubs, an denen die Schülerinnen spielerisch das Programmieren lernen. Für diesen Bereich besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme, das 2002 die Initiative „Roberta - Lernen mit Robotern“ ins Leben gerufen hat. Mit diesem erfolgreichen Bildungskonzept hat das Fraunhofer-Institut schon mehr als 3.500 Lehrkräfte geschult und darüber mehr als 650.000 Schüler*innen erreicht. Neben innovativen Roboter-Baukastensystemen, Experimenten und zielgruppenspezifischen Lehrmaterialien bietet die Initiative „Roberta - Lernen mit Robotern“ Betreuung und Weiterbildungen an, um Technikbildung und das Interesse an MINT-Fächern an Schulen nachhaltig zu etablieren. Stephanie Justrie, Projektleiterin am ALP-Standort Koblenz, hat die Kooperation mit dem Fraunhofer IAIS maßgeblich aufgebaut. Sie erklärt: „Hub bedeutet Knotenpunkt. Wir haben nun in den vier größten rheinland-pfälzischen Städten - Koblenz, Mainz, Kaiserslautern und Trier - vernetzte Lernorte geschaffen, in denen hunderte Kinder und Jugendliche landesweit in ihrer Freizeit ihre MINT-Kompetenzen ausbauen können. Außerdem sind wir bundesweit mit allen weiteren Coding Hubs vernetzt, deren gemeinsames Ziel die Förderung der digitalen Bildung in Deutschland ist.“ In den vier RobertaLabs erlernen Schülerinnen ohne Programmiervorkenntnisse spielerisch unter Anleitung von Studentinnen die Grundlagen des Codens mit dem kleinen KUBO und dem Mini-Computer Calliope. Anschließend folgt das Programmieren des großen EV-3-Roboters - Roberta. Schülerinnen, die bereits Vorkenntnisse im Programmieren besitzen, können in den Labs ihre Fähigkeiten ausbauen.

Am 8. Oktober 2022 feiert das Ada-Lovelace-Projekt sein 25. Jubiläum in der Staatskanzlei Mainz. Schon 2017, bei der Feier zum 20. Jubiläum, betonten die damalige Frauenministerin Anne Spiegel und der damalige Wissenschaftsminister Konrad Wolf die Bedeutung des Projekts für Rheinland-Pfalz: „Das Ada-Lovelace-Projekt ist für uns ein wichtiger Kooperationspartner im Bereich Frauenförderung in MINT, den wir gerne unterstützen“. Und das soll die nächsten Jahre auch so bleiben.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 22.09.2022
© Innovationsportal

Ihr Kommentar zu diesem Beitrag. Dieser Beitrag wurde bisher nicht kommentiert.

 Weitere Beiträge nach Innovationsgebieten (Archiv).

Die Übernahme von Artikeln und Interviews - auch auszugsweise und/oder bei Nennung der Quelle - ist nur nach Zustimmung der Online-Redaktion von Bildung + Innovation erlaubt.

Die Redaktion des Online-Magazins Bildung + Innovation arbeitet journalistisch frei und unabhängig. Die veröffentlichten Beiträge bilden u. a. auch interessante Einzelmeinungen zum Bildungsgeschehen ab; die darin zum Ausdruck gebrachte Meinung entspricht nicht notwendig der Meinung der Redaktion oder des DIPF.

Inhalt auf sozialen Plattformen teilen (nur vorhanden, wenn Javascript eingeschaltet ist)

Teile diese Seite: