Suche

Gebärdensprache DGS-Button Leichte Sprache LS-Button
Erweiterte Suche

Ariadne Pfad:

Inhalt

Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 03.11.2022:

„Die Schule hat es geschafft, die praktische Arbeit in erheblichem Umfang in den Unterricht zu integrieren.“

Deutscher Schulpreis 2022 für Berufliches Bildungszentrum Müritz
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Max Lautenschläger

Mit dem Deutschen Schulpreis zeichnen die Robert Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung - gemeinsam mit der ARD und der ZEIT Verlagsgruppe - gute Schulen und ihre innovativen Schulkonzepte aus. Aus dem Wettbewerb ist ein bundesweites Netzwerk von Schulen, Schulpraktiker*innen und Bildungswissenschaftler*innen entstanden, die gemeinsam das Ziel verfolgen, die Schulentwicklung in Deutschland voranzutreiben.


Die Robert Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung wollen die Qualität von Schule und Unterricht in Deutschland nachhaltig verbessern. Unter dem Motto „Für mehr gute Schulen!“ unterstützen sie bundesweit Schulen bei ihrer Schulentwicklung und bieten dazu praxisorientierte Programme für alle Schularten an. Alle Kinder und Jugendlichen sollen die gleichen Chancen durch eine qualitativ gute Bildung bekommen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem sozialen Status. Besonders gute Schulen zeichnen die beiden Stiftungen in Zusammenarbeit mit der ARD und der ZEIT Verlagsgruppe seit 2006 jährlich mit dem Deutschen Schulpreis aus. Bei der Frage, was eine gute Schule ausmacht, orientieren sich die Robert Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung an einem umfassenden Verständnis von Bildung und Lernen, das in den sechs Qualitätsbereichen des Deutschen Schulpreises „Unterrichtsqualität“, „Leistung“, „Umgang mit Vielfalt“, „Verantwortung“, „Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner“ und „Schule als lernende Institution“ beschrieben ist. Seit dem Start des Programms haben sich rund 2.500 Schulen für den Preis beworben. „Die Preisträger des Deutschen Schulpreises denken das Lernen und Lehren neu und haben damit großen Erfolg weit über das Klassenzimmer hinaus“, ist Dr. Bernhard Straub, Geschäftsführer der Robert Bosch Stiftung, sicher und ergänzt: „Damit auch andere von diesen innovativen Ideen lernen können, bereiten wir die bewährten Praxiskonzepte gemeinsam mit Wissenschaftler*innen auf und stellen sie über Fortbildungen, Publikationen und die Online-Plattform „Das Deutsche Schulportal“ allen Schulen zur Verfügung.“

Die Preisverleihung 2022
Der Wettbewerb stand in diesem Jahr unter dem Motto „Unterricht besser machen“. Eine 50-köpfige Jury aus Bildungswissenschaft, Schulpraxis und Bildungsverwaltung hatte Anfang des Jahres aus 81 Bewerbungen 20 Schulen ausgewählt. Diese wurden im Mai und Juni von Juryteams besucht und begutachtet. Im Anschluss hat das Auswahlgremium 15 Schulen für das Finale nominiert. Am 28. September 2022 haben die Robert Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung in Berlin den Preis für die besten deutschen Schulen vergeben. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger überreichte im ewerk in Berlin die Preise und gratulierte den Schulen zu ihren innovativen Konzepten. Das Regionale Berufliche Bildungszentrum Müritz in Waren/Mecklenburg-Vorpommern hat den mit 100.000 Euro dotierten Deutschen Schulpreis 2022 gewonnen. Vier weitere Preise in Höhe von je 30.000 Euro gingen an die Havelmüller-Grundschule in Berlin, die IGS Buchholz in Niedersachsen, das Placida-Viel-Berufskolleg in Menden (Nordrhein-Westfalen) und die Deutsche Europäische Schule in Singapur. Die weiteren Finalisten erhielten eine Anerkennung in Höhe von je 5.000 Euro.

Berufliche Schule bildet für den Arbeitsmarkt der Zukunft aus
Das Regionale Berufliche Bildungszentrum (RBB) Müritz in Mecklenburg-Vorpommern ist eine staatliche berufliche Schule mit zwei Standorten und sechs Fachbereichen. Hier lernen insgesamt 1.400 Jugendliche und bereiten sich auf den Arbeitsmarkt vor. Weil sich die Anzahl der Schüler*innen an staatlichen beruflichen Schulen seit dem Jahr 2000 in Mecklenburg-Vorpommern halbiert hat und Schulstandorte zusammengelegt werden mussten, gibt es an der Schule seitdem eine große Vielfalt an Ausbildungsgängen. Hier werden Gesundheitsberufe, handwerkliche Berufe, Köche, Köchinnen genauso wie Mediengestalter*innen ausgebildet. Eine Besonderheit des RBB Müritz ist, dass die verschiedenen Fachbereiche nicht getrennt voneinander arbeiten. „Wir haben die Vielfalt als Gewinn betrachtet und ein Konzept erarbeitet, in dem die Bereiche in verschiedenen Projekten übergreifend zusammenarbeiten; auch in der Praxis stehen Betriebe nicht für sich allein, sie erhalten Aufträge von anderen Unternehmen und geben selbst Aufträge raus“, erklärt Schulleiterin Birgit Köpnick. Die Schüler*innen erhalten praxisnahe Aufträge, die sie selbstorganisiert und in Kooperation mit den anderen Ausbildungsbereichen bearbeiten.

Fachpraktischer Unterricht
Der Leitsatz „Wir bilden für den Arbeitsmarkt der Zukunft aus!“ prägt das Qualitätsverständnis des RBB Müritz. Es gelingt ihm mit einer beeindruckenden didaktischen Jahresplanung und viel fachpraktischem Unterricht. „Obwohl Fachpraxisunterricht in Mecklenburg-Vorpommern nicht vorgeschrieben ist, hat es die Schule geschafft, die praktische Arbeit in erheblichem Umfang in den Unterricht zu integrieren“, lobt Michael Schratz, Gründungsdekan der School of Education der Universität Innsbruck und Sprecher der Jury des Deutschen Schulpreises. Unterstützt wird dies von einer guten Zusammenarbeit mit den Firmen der Region und dem Schulträger, dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

In die Jahresplanung sind alle im Bildungsgang beteiligten Lehrkräfte über Fachgruppen eingebunden. Sie beobachten die Anforderungen des Arbeitsmarktes und entwickeln die individuellen Lernsettings und kundenorientierten Anforderungen weiter. Dabei wird auf ein hohes fachliches Niveau und den Bezug zur Lebenswelt geachtet. Sogenannte „SimLabs“ (Simulationslabore) unterstützen in der Schule den Praxisbezug und die praktische Arbeit. In der Holzwerkstatt, der Lehrküche oder dem Lehrrestaurant lernen die Schüler*innen an modernen Geräten. „Unsere Ausbildungsbetriebe sind sehr unterschiedlich ausgestattet, sodass Ausbildungsinhalte nicht immer vollständig abgebildet werden können. Wir unterstützen damit unsere Schülerinnen und Schüler, um sie für die vielfältigen Unternehmen in ihrem Berufszweig fit zu machen“, so Birgit Köpnick.

Wertschätzendes Lernklima
Neben der didaktischen Jahresplanung stellen weitere vom RBB Müritz entwickelte Instrumente das Lernen der Schüler*innen in den Mittelpunkt der schulischen Arbeit. Dazu gehören das Qualitätsmanagement und das Qualitätshandbuch, das Schulprogramm und die dazugehörigen Leitsätze sowie die Lernfelder und Lernsituationen. Sie werden vom Leitungsteam mit dem gesamten Kollegium erarbeitet und stetig weiterentwickelt. Feedback von Kolleg*innen und Schüler*innen, schulinterne Evaluationen und Rückmeldungen der Betriebe bilden die Grundlage für notwendige Veränderungen.

Die hohe Unterrichtsqualität zeichnet sich auch durch ein positives Lernklima aus. Ein sehr wertschätzender und von Empathie getragener Umgang ist in der ganzen Schule und im Unterricht deutlich wahrnehmbar. „Man hat das Gefühl an einer Universität zu sein und nicht an einer Schule“, zeigt sich die Jury bei ihrem Besuch von der konzentrierten Lernatmosphäre beeindruckt. Das von guten pädagogischen Beziehungen geprägte Klima trägt maßgeblich dazu bei, dass am RBB Müritz Lernen und Lehren Freude macht.


Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 03.11.2022
© Innovationsportal

Ihr Kommentar zu diesem Beitrag. Dieser Beitrag wurde bisher nicht kommentiert.

 Weitere Beiträge nach Innovationsgebieten (Archiv).

Die Übernahme von Artikeln und Interviews - auch auszugsweise und/oder bei Nennung der Quelle - ist nur nach Zustimmung der Online-Redaktion von Bildung + Innovation erlaubt.

Die Redaktion des Online-Magazins Bildung + Innovation arbeitet journalistisch frei und unabhängig. Die veröffentlichten Beiträge bilden u. a. auch interessante Einzelmeinungen zum Bildungsgeschehen ab; die darin zum Ausdruck gebrachte Meinung entspricht nicht notwendig der Meinung der Redaktion oder des DIPF.

Inhalt auf sozialen Plattformen teilen (nur vorhanden, wenn Javascript eingeschaltet ist)

Teile diese Seite: