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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 07.01.2021:

„Neue Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt.“

Senior*innen als Naturbotschafter*innen in der Kita
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: NABU

Die drei Landesverbände Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Saarland des Naturschutzbundes (NABU) haben in sieben Regionen das gemeinsame Projekt „Kita-NaturbotschafterInnen - mehr Natur in Kitas“ ins Leben gerufen. Darin werden Senior*innen in den nächsten fünf Jahren als Kita-Naturbotschafter*innen ausgebildet, um Kinder für Natur zu begeistern und die heimische biologische Vielfalt zu mehren und zu schützen.


Ob Hecken, kleine Obstgärten, Weidentipis oder insektenfreundliche Bepflanzungen - um mehr Natur in Kindertagesstätten (Kitas) zu bringen, führen die drei NABU-Landesverbände Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Saarland in insgesamt sieben Regionen das Kooperationsprojekt „Kita-NaturbotschafterInnen - mehr Natur in Kitas“ durch. Hier können sich Senior*innen nach dem Ende ihrer Berufslaufbahn kostenfrei zu ehrenamtlichen Kita-Naturbotschafter*innen ausbilden lassen, um Kindern ihre Leidenschaft zur Natur weiterzugeben. Bis Juni 2025 werden Freiwillige dafür geschult, dass sie zusammen mit Kindern, Eltern und Erzieher*innen Projekte zur Förderung der biologischen Vielfalt auf den Außengeländen der Kitas in die Tat umsetzen.

Gestaltung der Kita-Außengelände
Durch die Naturschutzprojekte zur Förderung der heimischen Artenvielfalt entstehen so nicht nur neue Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt wie Hecken, Hochbeete, Nisthilfen, Wildblumenbeete, Obstgärten und andere mehr, sondern auch Spiel- und Lernräume für Kinder, die Naturerlebnisse und Beobachtungen ermöglichen und dadurch das Interesse der Kinder für die biologische Vielfalt wecken. Die Mitarbeit der Kleinen bei der Umsetzung und Pflege der Naturprojekte fördere außerdem ihre kreativen, handwerklichen und forschenden Fähigkeiten, ist das NABU-Team sicher. Und auch die Eltern sollen einbezogen werden. Mit Eltern-Kind-Aktionen, wie gemeinsamem Nistkastenbau oder der Bepflanzung von Wildblumentöpfen, werden auch sie für die biologische Vielfalt sensibilisiert und erhalten Anregungen für die naturnahe Gestaltung des eigenen Balkons und Gartens.

Gefördert wird das Projekt seit Juli 2019 für einen Zeitraum von sechs Jahren im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Zusätzlich unterstützen die Umweltministerien in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie die drei NABU-Landesverbände das Projekt.

Zweijährige Ausbildung
Das nötige Wissen und Handwerk vermittelt der NABU den Senior*innen in einer zweijährigen Ausbildung, die aus acht praxisnahen Workshops im ersten Jahr und drei Erfahrungsaustauschen im zweiten Jahr sowie einer begleiteten Praxisübung in der jeweiligen Paten-Kita besteht. Die Senior*innen können zu Beginn der Ausbildung selbst eine Kita wählen, werden bei der Suche aber auch gern vom NABU unterstützt. Die Ausbildung findet wochentags parallel in den sieben Regionen statt, so dass bis 2025 bis zu 350 Naturbotschafter*innen ausgebildet und zahlreiche Biotope in den Kitas geschaffen werden, die zum Erhalt und Erleben der biologischen Vielfalt beitragen. In Nordrhein-Westfalen sind das die Regionen Münsterland, Essen und Paderborn-Lippe. In Rheinland-Pfalz Bingen, Landau und Trier und im Saarland Saarbrücken. Das Interesse an den Naturschutzprojekten ist groß. Fast 300 Interessent*innen haben sich auf die 70 Plätze der ersten Ausbildungsrunde beworben. „Mittlerweile gibt es schon Wartelisten für den nächsten Ausbildungsdurchgang, und ständig gibt es neue Interessenten“, freut sich Projektleiter Robert Egeling vom NABU-Naturschutzzentrum Rheinauen in Bingen.

Im ersten Jahr wird in acht eintägigen Workshops praxisnah vermittelt, welche kleinen Naturschutzprojekte in Kitas umgesetzt werden können. Dazu gibt es Hintergrundinformationen zu heimischen Tier- und Pflanzenarten und deren Schutz. Die Teilnehmenden bereiten praktische Aktionen und Projekte vor und führen sie während der Workshops durch. Im Mittelpunkt stehen das gemeinsame Tun und das Voneinander-Lernen. Ein umfangreiches Handbuch mit zahlreichen Praxistipps zu naturschutzpraktischen Themen und Aktionsvorschlägen ergänzt die Workshops. Auch die Homepage des Projekts unterstützt künftig mit Tipps, wie die biologische Vielfalt auf dem Kita-Gelände gesteigert werden kann, und informiert darüber, wo man günstige Materialien für die Praxisarbeit erhält.

Vorgesehen ist, dass in dieser Phase bereits das ehrenamtliche Engagement in den Kitas startet, damit die Inhalte der Workshops direkt umgesetzt werden können. Dies war im ersten Ausbildungsjahr 2020 wegen der Corona-Pandemie leider nicht durchgängig möglich. Auch die Workshops wurden wegen der Kontaktbeschränkungen unterbrochen. Doch mit viel Einsatz konnten die Ausbilder*innen den angehenden Kita-Naturbotschafter*innen kreative Alternativen anbieten.

Erfahrungsaustausch und Kooperationen
Im zweiten Ausbildungsjahr stehen künftig drei Erfahrungsaustausche auf dem Programm. Sie tragen zur Netzwerkbildung innerhalb der Ausbildungsgruppen bei. Hier können Erfahrungen weitergegeben, selbst entwickelte Praxisideen ausgetauscht und neue Impulse gewonnen werden. Sie dienen aber auch der Betreuung und Begleitung der Kita-Naturbotschafter*innen und langfristig dem Austausch zwischen „alten“ und „neuen“ Freiwilligen. Der letzte Erfahrungsaustausch soll jeweils landesweit stattfinden und mit der Verleihung des Zertifikats den Abschluss der Ausbildung bilden.

Das Projekt „Kita-NaturbotschafterInnen“ lebt auch von der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Einrichtungen. Kooperationspartner ist beispielsweise die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz, die mit dem Projekt „Klimagärten“ neue Wege für den Klimaschutz in Kitas sucht. Denkbar ist auch die Zusammenarbeit mit Kommunen, Vereinen und Kirchen bei der Umgestaltung von Flächen in der Nähe der Kitas. Ein begleitender Facharbeitskreis unterstützt die Vernetzung und den Austausch der Beteiligten.

Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt
„Kita-NaturbotschafterInnen - mehr Natur in Kitas“ hat auch schon überregional großen Anklang gefunden. Das Vorhaben wurde im November 2020 als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenzuwirken. Die Auszeichnung als offizielles Projekt der UN-Dekade wird an vorbildliche Projekte verliehen, die sich in besonderer Weise für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland einsetzen. Der Bezug zum Schutz der biologischen Vielfalt sei im Projekt „Kita- NaturbotschafterInnen“ durch zahlreiche Aspekte gegeben, urteilte die Jury, wie die Umsetzung und Realisierung von kleinen, praktischen Naturschutzprojekten in der Kita, das Kennenlernen der biologischen Vielfalt (Arten, Lebensräume etc.), das Schaffen von Naturerlebnismöglichkeiten und die Sensibilisierung für Schutz und Förderung der biologischen Vielfalt im Siedlungsbereich. Auf eine Auszeichnungsfeier musste wegen der Corona-Pandemie leider verzichtet werden. Aber die drei NABU-Landesverbände konnten sich trotzdem freuen. Sie erhielten neben der Urkunde und einem Auszeichnungsschild einen „Vielfalt-Baum“, der symbolisch für Naturvielfalt steht.



Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 07.01.2021
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