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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 19.05.2022:

„Die Jugend soll mitentscheiden können.“

Junge Menschen stehen 2022 in Europa im Mittelpunkt
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Bildrechte: Europäisches Jahr der Jugend 2022

Am 9. Mai, dem Europatag, feierten die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) mit zahlreichen Veranstaltungen ihre Grundsteinlegung vor über 70 Jahren. Im Jahr 2022, dem „Europäischen Jahr der Jugend“, stehen die jungen Menschen im Fokus, die während der Corona-Pandemie auf vieles verzichten mussten. Ihnen sollen neue Perspektiven aufgezeigt werden.


Am 9. Mai 1950 unterbreitete der damalige französische Außenminister Robert Schuman einen Vorschlag für ein Vereintes Europa als Voraussetzung für die Aufrechterhaltung friedlicher Beziehungen: Die Kohle- und Stahlindustrie in Frankreich und Deutschland sollte einer gemeinsamen obersten Behörde unterstellt werden. Fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sollte dies dazu führen, dass Kriege zwischen den europäischen Nationen, nach dem Wortlaut der Schuman-Erklärung, „nicht nur undenkbar, sondern materiell unmöglich“ würden. Als am 23. Juli 1952 in Paris die „Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ gegründet wurde, wurde die Schuman-Erklärung damit auch zur Geburtsstunde der heutigen Europäischen Union.

Europatag und Europawoche
Seit 1985 wird der 9. Mai als Europatag gefeiert. An diesem Tag gedenken die europäischen Mitgliedstaaten dem Frieden in Europa, der heute, in einer Zeit, in der es wieder Krieg auf europäischem Boden gibt, wichtiger denn je ist. Die Feierlichkeiten rund um den Europatag sind eingebettet in eine ganze Europawoche, die in diesem Jahr vom 30. April bis zum 9. Mai 2022 stattfand. Bundesweit luden Institutionen und Organisationen zu Veranstaltungen, Ausstellungen und Festlichkeiten ein, um über Europa zu informieren und gemeinsam zu diskutieren. Zum Teil finden Aktionen noch den ganzen Mai über statt. Nach zwei Jahren, in denen wegen der Corona-Pandemie nur Online-Veranstaltungen möglich waren, konnten sich die Bürger*innen in Deutschland endlich wieder vor Ort auf Straßenfesten, in Workshops, Konferenzen, Konzerten, Ausstellungen und vielem mehr treffen, gemeinsam über Europa und die Zukunft der Europäischen Union nachdenken und andere Länder und Kulturen kennenlernen.

Tag der Völkerverständigung
Die Veranstaltungen sind dabei so vielfältig wie Europa selbst. In vielen Bundesländern gibt es öffentliche Auftaktveranstaltungen, Wettbewerbe oder politische Diskussionen. Am Samstag, 7. Mai 2022, feierten die Vertretungen der Europäischen Kommission und die Verbindungsbüros des Europäischen Parlaments in Deutschland und Polen gemeinsam mit vielen Partnern den Europatag in der deutsch-polnischen Eurostadt Guben-Gubin. Diese grenzüberschreitende Veranstaltung unterstreicht das proeuropäische Engagement beider Seiten und setzt ein Zeichen für Völkerverständigung, Frieden und Solidarität in einer Zeit, in der der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist. Am Neißeufer stand ein Riesenrad mit 26 Gondeln, von denen jede einzelne ihre Fahrgäste mit Europa-Geschichten aus der Region überraschte. „Mit Blick auf die Geschehnisse in der Ukraine hat die friedliche, demokratische und geeinte Europäische Union mehr Bedeutung denn je. Viele Menschen verstehen im Angesicht dieses Kriegs, wie wichtig die EU mit ihrem demokratischen Werteverständnis ist. An dieses Gemeinschaftsgefühl und daran, dass wir in der EU in Frieden und Vielfalt miteinander leben, möchten wir am Europatag erinnern und unsere Solidarität mit der Ukraine zeigen“, sagte Jörg Wojahn, Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland.

Auch an vielen Schulen wird der Europatag zum Anlass genommen, das Thema Europa zu vertiefen. Seit 2007 gibt es den EU-Schulprojekttag, der gemeinsam von Bund und Ländern organisiert wird, und an dem Politiker*innen bundesweit Schulen besuchen und mit jungen Menschen über Europa und die Europäische Union diskutieren. In diesem Jahr findet der EU-Schulprojekttag am 23. Mai 2022 als Digital- oder Präsenzveranstaltung statt. Das Format kann individuell zwischen Schule und Politiker*in vereinbart werden.

Das „Europäische Jahr der Jugend“
Inhaltlich standen das „Europäische Jahr der Jugend“ und die „Konferenz zur Zukunft Europas“ im Fokus der Europawoche 2022. Im „Europäischen Jahr der Jugend“ soll die junge Generation für zwölf Monate im Mittelpunkt stehen. Die Generation, die unter Corona am meisten gelitten hat, soll gewürdigt und unterstützt werden. Dinge, die für viele in der Jugendzeit sonst selbstverständlich sind, wie europaweit reisen oder an Austauschprogrammen teilnehmen, waren gar nicht bzw. nur mit starken Einschränkungen möglich. Im „Europäischen Jahr der Jugend“ werden seitens der Europäischen Kommission und in enger Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament, den EU-Mitgliedstaaten, regionalen und lokalen Behörden, Jugendorganisationen und jungen Menschen eine Vielzahl von Aktivitäten, Angeboten, Programmen und Veranstaltungen initiiert, die sie dabei unterstützen, diese Zeit auf- und nachzuholen. Junge Europäer*innen erhalten zahlreiche Möglichkeiten, Wissen, Kompetenzen und Fertigkeiten für ihre berufliche Entwicklung zu erwerben und ihr gesellschaftliches Engagement für die Gestaltung des Europas von morgen zu stärken. Die EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, Mariya Gabriel, sagte zum Auftakt des Jahres: „Ich danke den gesetzgebenden Organen, dass sie sich in Rekordzeit über das Europäische Jahr der Jugend geeinigt haben. Uns allen ist bewusst, wie wichtig es ist, die Jugend in den Mittelpunkt zu rücken und ihre Resilienz nach zwei sehr schwierigen Jahren zu feiern. Ich lade alle jungen Europäerinnen und Europäer ein, sich an den zahlreichen Einsätzen, Initiativen und Aktionen zu beteiligen, die wir ab Januar 2022 auf den Weg bringen werden. Wir möchten, dass die jungen Menschen ihre Meinung äußern und Einfluss auf die Entscheidungen haben, die wir für ihre Zukunft treffen. Wir möchten, dass dieses Jahr zu konkreten Maßnahmen führt, die weit über 2022 hinaus reichen. Gemeinsam werden wir dieses Jahr zu einem Erfolg machen.“

Mit der bundesweiten Kampagne „Dein Europa - Dein Jahr!“ trägt das Bundesjugendministerium dazu bei, jungen Europäer*innen eine Stimme zu geben. Bundesjugendministerin Lisa Paus ruft alle jungen Menschen dazu auf, sich zu beteiligen, Politik aktiv mitzugestalten und bis zum 12. August in Gesprächen mit Entscheider*innen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in der Schulklasse, im Jugendzentrum, auf dem Marktplatz oder digital ihre Ideen einzubringen und mit den Entscheider*innen gemeinsam zu überlegen, was sich am Leben in der EU ändern muss und welche Schritte dafür nötig sind.

Vorschläge für eine bessere Zukunft
Bei der „Konferenz zur Zukunft Europas“ spielten junge Menschen ebenfalls eine zentrale Rolle. Die von April 2021 bis Mai 2022 laufende Konferenz gab Menschen aus ganz Europa Gelegenheit, ihre Ideen in Debatten und Diskussionen auszutauschen und unsere gemeinsame Zukunft mitzugestalten. Erstmalig in der Geschichte der EU konnten sich Bürger*innen über eine zentrale, mehrsprachige Plattform sowie in nationalen und europaweiten Bürgerforen beteiligen und gemeinsam Zukunftsideen entwickeln, Missstände aufzeigen, Wünsche, Vorschläge und Forderungen formulieren. „Im Mittelpunkt unserer Politik müssen stets die Menschen stehen. Ich wünsche mir daher, dass sich alle Menschen in Europa aktiv an der Konferenz zur Zukunft Europas beteiligen und so die Prioritäten der EU maßgeblich mitbestimmen. Denn nur gemeinsam können wir unser Europa von morgen gestalten“, hoffte Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, zu Beginn der Konferenz. Sie dürfte zufrieden sein. Mit über fünf Millionen Plattform-Besuchern und über 700.000 Teilnehmenden konnte die Konferenz ein öffentliches Forum für eine offene, inklusive und transparente Debatte mit den Bürger*innen über eine Reihe von Prioritäten und Herausforderungen schaffen.

Am Europatag wurde der Abschlussbericht der „Konferenz zur Zukunft Europas“ bei der Abschlussveranstaltung in Straßburg an Roberta Metsola, Präsidentin des Europäischen Parlaments, Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, sowie den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dessen Land derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, übergeben. Darin enthalten sind 49 konkrete Vorschläge und über 300 Maßnahmen zu europäischen Zukunftsfragen. Viele Vorschläge zielen auf die Verbesserungen in einzelnen Politikbereichen - wie den Umwelt- und Klimaschutz. Andere beziehen sich auf institutionelle Reformen, wie zum Beispiel eine größere Rolle der EU in den Bereichen Gesundheit oder Verteidigung. Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, die konkreten Vorschläge der Bürger*innen aufzugreifen, zu prüfen und - wenn möglich - bald umzusetzen, „um die Europäische Union stärker, souveräner und effizienter zu machen“, so Bundeskanzler Olaf Scholz.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 19.05.2022
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